IONOS Konzept für maximale Ausfallsicherheit
Warum Rechenzentrums-Redundanz für IONOS zentral ist
IONOS betreibt Rechenzentren auf der ganzen Welt, die zuverlässig mit dem Internet und miteinander kommunizieren müssen. Bei Netzwerkproblemen wäre nicht nur die Erreichbarkeit von mehreren Millionen Websites, sondern auch die Infrastruktur zahlreicher Unternehmen und sogar die kritische Infrastruktur von Organisationen wie Krankenhäusern gefährdet.
Diese Verantwortung nehmen wir ernst und setzen auf Rechenzentrums-Redundanz: ein mehrstufiges Konzept, das selbst unter katastrophalen Bedingungen die Erreichbarkeit unserer Rechenzentren gewährleistet.
Kantendisjunkt & redundante Hauseinführungen
Zur Orientierung klären wir zunächst die wichtigsten Begriffe. In der Planung von Weitverkehrsstrecken ist der Begriff „kantendisjunkt“ weit verbreitet. Zwei Glasfaserkabel sind kantendisjunkt, wenn sie von Start bis Ziel ohne Überschneidung verlegt sind. Das ist wichtig, da sich überschneidende Kabel gemeinsame Risiko teilen. Tiefbauarbeiten könnten zum Beispiel beide Kabel gleichzeitig beschädigen.
Ein weiteres Konzept, das bei regulären Gebäuden eher selten ist, sind redundante Hauseinführungen. Das Gebäude hat dann nicht nur einen Hausanschluss, sondern mehrere voneinander unabhängige. So gibt es zum Beispiel einen Anschluss an Strom- und Glasfasernetze auf der Südseite eines Gebäudes, und einen weiteren auf der Nordseite, die vollständig eigenständig sind.
Die drei Grundsätze unseres Redundanzkonzepts
Grob zusammengefasst besteht das Konzept aus folgenden Grundsätzen:
- Metroregion: Jede Metroregion verfügt über mindestens drei unabhängige Verbindungen zum Rest des IONOS Netzwerks. Jede Verbindung bietet ausreichende Kapazität ohne Einschränkungen und verlässt die Region in verschiedenen Himmelsrichtungen.
- Rechenzentrum: Jedes Rechenzentrum in der Region verfügt über mindestens zwei vollständig unabhängige Verbindungen zum Rest des IONOS Netzwerks. Dies umfasst separate Hauseinführungen und vollständig kantendisjunkte Glasfaserstrecken.
- Regionale Vernetzung: Die Rechenzentren innerhalb einer Region müssen untereinander so vernetzt sein, dass selbst ein vollständiger Ausfall aller Weitverkehrsstrecken eines Rechenzentrums keinen Einfluss auf die Erreichbarkeit der Dienste hat..
Mindeststandard – keine Obergrenze
Die genannten Grundsätze sind ein verbindlicher Mindeststandard – keine Obergrenze. Wir haben das Konzept so definiert, dass es überall realisierbar ist. In einigen Regionen lässt sich das Niveau nicht weiter erhöhen, weil die dafür nötige Infrastruktur vor Ort nicht verfügbar ist. Bei besonders wichtigen Regionen wird dieser Redundanzfaktor weiter erhöht.
Praxisbeispiel: Metroregion Berlin
Wie so etwas in der Praxis aussieht, lässt sich anhand meiner Heimatregion Berlin zeigen:
Die Metroregion Berlin umfasst drei Rechenzentren; zwei davon sind für die regionale Konnektivität verantwortlich: „RS“ und „LTZ“.
- RS: Das Rechenzentrum RS verfügt über direkte Verbindungen zu LTZ, zu einem Rechenzentrum in Karlsruhe sowie zu einem Netzwerkstandort in Slough. Zusätzlich bestehen direkte Anbindungen an Deutsche Telekom und Colt, über die die Internetanbindung des Standorts realisiert wird.
- LTZ: Der Standort LTZ ist neben der Verbindung zu RS direkt mit unseren Standorten in Frankfurt, Nürnberg und Warschau verbunden und zudem über den BCIX an andere Berliner Netzwerke sowie über Arelion an das Internet angeschlossen.
Kantendisjunkte Planung der Leitungen
Bei der Planung der Leitungen haben wir darauf geachtet, sie wo immer möglich kantendisjunkt zu führen – also ohne gemeinsamen physischen Streckenabschnitt. Das ist bei fünf unabhängigen Routen, die Berlin verlassen, eine erhebliche Herausforderung. Nicht überall ließen sich separate Hauseinführungen für jede einzelne Leitung realisieren. Wo das nicht möglich war, trennen wir die Wege an der erstmöglichen Stelle: Die Leitungen verlaufen etwa bis zum Gehweg parallel und verzweigen sich dann in unterschiedliche Straßenrichtungen.
Belastungsszenario: Wenn vieles gleichzeitig schiefgeht
Selbst im äußerst unwahrscheinlichen Szenario, dass alle folgenden Verbindungen gleichzeitig ausfallen – die Strecke nach Slough (eingestürzte Brücke), nach Frankfurt (Marderbiss), nach Karlsruhe (Baggerschaden), nach Nürnberg (Erdbeben) sowie die Anbindungen an Deutsche Telekom, Colt, BCIX und Arelion – bleibt über Warschau genügend Kapazität, um die Region weiter zu betreiben.
Fällt Berlin durch den gleichzeitigen Ausfall von Deutsche Telekom, Colt, BCIX und Arelion die eigene Internetanbindung weg, wird der Datenverkehr automatisiert über andere Rechenzentren, etwa Warschau oder München, ins Internet übergeben.
Was Rechenzentrums-Redundanz in der Praxis leistet
Wir verankern Rechenzentrums-Redundanz als verbindliche Baseline in allen Metroregionen – mit kantendisjunkten Trassen, redundanten Hauseinführungen und mehreren unabhängigen Verbindungen. Das Berliner Beispiel zeigt die Belastungsfestigkeit des Blueprints selbst bei gleichzeitigen Störungen. Wo die Infrastruktur es zulässt, erhöhen wir den Redundanzfaktor gezielt weiter. So bleibt unsere Plattform auch unter Extrembedingungen erreichbar – von regulären Unternehmensdiensten bis hin zu kritischen Anwendungen.