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Warum europäische Datensouveränität kein Luxus, sondern Voraussetzung ist

Europäische Datensouveränität sichert Datenhoheit, Rechtssicherheit und digitale Zukunft.

Strategien für digitale Unabhängigkeit

Europäische Datensouveränität ist mehr als ein politisches Schlagwort. Sie ist eine strategische Voraussetzung für wirtschaftliche Stabilität, demokratische Kontrolle und technologische Innovationskraft. Der Zugriff auf Daten und die Kontrolle über digitale Infrastrukturen entscheiden zunehmend über die Handlungsfähigkeit in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft.

Dennoch ist Europa in zentralen Bereichen weiterhin auf außereuropäische Cloud-Anbieter und deren rechtliche Rahmenbedingungen angewiesen. Ein Vorfall mit internationaler Tragweite hat diese Problematik unlängst deutlich gemacht: Nachdem der Internationale Strafgerichtshof gegen US-Soldaten ermittelte, wurde dem Chefankläger durch einen US-Dienstleister der Zugriff auf sein E-Mail-Konto verweigert – infolge politischen Drucks. Dieser Eingriff zeigt, wie schnell digitale Infrastrukturen zu geopolitischen Hebeln werden können und wie verletzlich europäische Institutionen bleiben, solange sie auf fremde Systeme setzen.

Datenhoheit als Grundvoraussetzung für digitale Resilienz

Europäische Datensouveränität beschreibt die Fähigkeit, digitale Prozesse, Infrastrukturen und Daten unabhängig zu betreiben – technisch, rechtlich und operativ. Im Zentrum stehen:

  • Datenverarbeitung nach europäischem Recht
  • Schutz vor extraterritorialen Zugriffsrechten wie dem US Cloud Act oder dem FISA
  • Transparente, interoperable Technologien ohne Anbieterbindung
  • Kontrolle über Speicherung, Zugriff und Migration von Daten

Solange kritische Infrastrukturen durch Anbieter kontrolliert werden, die außerhalb des europäischen Rechtsraums agieren, bleibt der Zugriff auf Daten nicht vollständig regulierbar – selbst bei Hosting in der EU.

Was hinter den Souveränitätsversprechen globaler Cloud-Anbieter steckt

Viele US-Cloud-Anbieter werben mit regionalen Lösungen wie EU-Datengrenzen oder lokalen Rechenzentren. Doch häufig bleiben die Kontrollrechte unklar. In den Vertragsbedingungen finden sich Passagen, die etwa im Namen der Gefahrenabwehr weiterhin Datenverlagerung oder Zugriff ermöglichen. Das sogenannte Sovereignty Washing täuscht Unabhängigkeit vor, ohne rechtlich bindende Konsequenz.

Echte digitale Souveränität verlangt mehr: Anbieter mit Sitz in der EU, Technologien mit überprüfbarer Architektur und Rechtsrahmen, die europäischen Standards folgen.

Nachfrage nach souveränen Cloud-Lösungen steigt

Die Sensibilität für das Thema nimmt zu. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag von IONOS achten über 80 Prozent der IT-Entscheiderinnen und -Entscheider im Mittelstand inzwischen gezielt auf Kriterien der Datensouveränität bei der Wahl ihres Cloud-Providers.

In regulierten Branchen wie Gesundheitswesen, Energie, öffentlichem Sektor oder Verteidigung ist dieser Anspruch besonders ausgeprägt. Gefragt sind Anbieter, die DSGVO-Konformität strukturell verankern – durch Betrieb in europäischen Rechenzentren, Open-Source-basierte Architekturen und vollständige Transparenz.

Europäische Initiativen setzen neue Standards

Die politische und technologische Antwort auf diese Herausforderung nimmt Gestalt an. Drei Entwicklungen sind derzeit besonders relevant:

  • IPCEI-CIS: Ein von der EU gefördertes Projekt zur Entwicklung sicherer europäischer Cloud-Infrastrukturen
  • EuroStack: Eine Initiative zum Aufbau eines offenen, interoperablen Cloud-Ökosystems in Europa
  • SECA (Sovereign European Cloud API): Ein gemeinsamer Standard von IONOS, Aruba und Dynamo zur Schaffung technischer Interoperabilität zwischen europäischen Cloud-Anbietern

Die SECA-API ermöglicht erstmals eine anbieterunabhängige Verwaltung von Cloud-Infrastrukturen. Sie basiert auf einem offenen Standard, schützt vor Lock-in-Effekten und erfüllt höchste Anforderungen an Sicherheit und Datenkontrolle.

Umsetzung auf Unternehmensebene: Schritte zu mehr Datensouveränität

Organisationen, die europäische Datensouveränität aktiv umsetzen möchten, können konkrete Maßnahmen ergreifen:

  • Bestehende Cloud-Verträge auf Verlagerungsklauseln und Zugriffsrechte prüfen.
  • Infrastrukturentscheidungen an Compliance, Transparenz und Reversibilität ausrichten
  • Anbieter bevorzugen, die in der EU entwickeln, betreiben und rechtlich verankert sind.
  • Sicherheitskonzepte überprüfen, Exit-Strategien etablieren, Open-Source nutzen.

Die IONOS Private Cloud erfüllt diese Anforderungen konsequent: Hosting in Deutschland, entwickelt auf Open-Source-Basis, vollständig DSGVO-konform und frei von Zugriffspflichten durch Drittländer. Sie kombiniert technologische Souveränität mit wirtschaftlicher Effizienz und rechtlicher Klarheit.

Europäische Datensouveränität ist Voraussetzung – keine Option

Digitale Selbstbestimmung, regulatorische Sicherheit und wirtschaftliche Resilienz basieren auf der Kontrolle über Daten und Infrastruktur. Europäische Datensouveränität ist daher keine theoretische Vision, sondern eine operative Notwendigkeit. Strategische Cloud-Entscheidungen, die heute getroffen werden, bestimmen die Handlungsspielräume von morgen.

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Kommentare

  1. bianca sagt:

    Really interesting read. Data sovereignty isn’t just about compliance—it’s about building trust, independence, and a stronger digital future for Europe.

  2. Sabrina Waltz sagt:

    Thanks a lot! I completely agree – trust and independence are key. In your view, what will be the most decisive factor for Europe to advance its digital sovereignty?

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