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Digitale Datenräume

Netzkugel in einem Datenraum

Was ist ein digitaler Datenraum?

Datenräume sind älter als man denken mag.  Ursprünglich entstand das Konzept im Rahmen der Due-Diligence-Prüfung. Diese beschreibt eine sorgfältige Analyse aller Unterlagen vor einem Börsengang, beim Kauf eines Unternehmens, von Unternehmensbeteiligungen oder einer Immobilie. Verkäufer und Käufer prüfen in dieser Phase alle relevanten Daten und Informationen, um Risiken und Probleme frühzeitig zu identifizieren. 

Traditionell wurden Datenräume an neutralen Orten eingerichtet, beispielsweise in den Büros von Anwaltskanzleien, um maximale Transparenz und Sicherheit zu gewährleisten. Über die genauen Regeln und Abläufe verständigen sich die Parteien im Vorfeld. Obwohl solche physische, bzw. analoge Datenräume, in denen Informationen auf Papier bereitgestellt werden, nach wie vor üblich sind, hat sich das Konzept erheblich weiterentwickelt. Heutzutage umfasst der Inhalt von Datenräumen nicht mehr nur beglaubigte Jahresabschlussberichte oder Gesellschaftsverträge. Alle möglichen Informationen können in einem Datenraum gespeichert werden – von Wetterdaten über Mobilitätsdaten von Verkehrsteilnehmern bis hin zu Lernmaterialien an Universitäten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Vom analogen zum digitalen Datenraum

Physische Datenräume bringen häufig Probleme mit sich, insbesondere wenn Parteien orts- und zeitunabhängig auf Informationen zugreifen möchten. Im Zuge der Digitalisierung haben sich daher die traditionellen, ortsgebundenen Datenräume zu digitalen Datenräumen weiterentwickelt. Funktionell unterscheiden sich virtuelle Datenräume grundlegend nicht von analogen, jedoch stellt die Sicherheit eine besondere Herausforderung dar. Ein digitaler Datenraum muss in puncto Sicherheit mindestens ebenso robust sein wie sein analoges Pendant. Die eingesetzte Cloud-Lösung muss gewährleisten, dass lediglich berechtigte Personen Zugriff auf die sensiblen Informationen haben.  Eine starke Sicherheitsarchitektur, geeignete Verschlüsselungsverfahren, strikte Zugangsrechte und effektiver Passwortschutz machen digitale Datenräume zu einer veritablen Alternative.

Die ohnehin hohen Sicherheitsanforderungen an Datenräume harmonieren gut mit dem Prinzip der Datensouveränität, das insbesondere von europäischen Cloud-Anbietern praktiziert wird. Datensouveränität bezeichnet die Fähigkeit von Individuen und Organisationen, die Kontrolle über ihre eigenen Daten zu behalten. Dies umfasst das Recht, darüber zu entscheiden, wie und von wem ihre Daten genutzt werden, sowie die Gewissheit, dass ihre persönlichen Informationen sicher und im Einklang mit geltenden Datenschutzgesetzen verarbeitet werden. 

Kunden, die ihre Daten in der Cloud eines entsprechenden Anbieters hosten, behalten somit die volle Kontrolle über ihre Informationen und vermeiden das Risiko, dass Daten an Dritte gelangen. Diese Kontrolle ist besonders wichtig, da sie den Schutz vor Datenmissbrauch und unbefugtem Zugriff erhöht und Vertrauen in digitale Dienste schafft. Aus diesem Grund sind Cloud-Lösungen europäischer Anbieter besonders gut geeignet für die Ablage sensibler Daten.

Wie funktioniert ein digitaler Datenraum? 

Im Grunde genommen sind Datenräume nichts anderes als Marktplätze für Daten. Um die Informationen in einem digitalen Datenraum effektiv vorzuhalten, stellen Datenkataloge eine sinnvolle Möglichkeit dar. Die Teilnehmer können dort sowohl ihre eigenen Datensätze anbieten als auch die von anderen Teilnehmern suchen. Gemäß dem Prinzip der Datensouveränität verbleiben die Informationen beim Anbieter – Dezentralität ist das Stichwort. Dies schafft Vertrauen und erhöht die Transparenz in einem Datenraum. Auch der Betreiber des Datenraums ist nicht berechtigt, die Informationen für sich zu beanspruchen oder zu hosten – dies erfolgt peer-to-peer, ohne dass die Rohdaten zum Plattformbetreiber gelangen. Allerdings kann der Betreiber die Teilnehmer bei der Partnersuche und der Entwicklung von Business Cases unterstützen.

Die wichtigsten Charakteristika, die einen idealen Datenraum prägen sollten, sind die folgenden:

  • Interoperabilität
  • Datensouveränität 
  • Datenschutz und höchste Datensicherheit  
  • Gleichberechtigung großer und kleiner Teilnehmer  
  • Förderung von Innovation und Wettbewerb 
  • Nachhaltigkeit im Sinne von Klimaschutz und Beständigkeit  
  • Schaffung von mehr Sicherheit im Datenverkehr  
  • Barrierefreiheit 

Wer Daten im Katalog einstellt, ist nicht verpflichtet, sie an einen anderen Teilnehmer zu veräußern. Darüber entscheiden die Anbieter selbstständig und je nach Einzelfall. Sollen die Daten tatsächlich in den Besitz eines anderen übergehen, kommen sogenannte Datenraum Konnektor zum Einsatz, über den der Datentransfer erfolgt. Diese sind essentiell für den Aufbau von Vertrauen und Interoperabilität beim Austauschen von Daten innerhalb der Datenräume. Um maximale Sicherheit zu gewährleisten, werden die Teilnehmer zudem mit einem sicheren Verfahren authentifiziert. 

Da es eine Vielzahl an Anforderungen an den Datenaustausch gibt, existieren zahlreiche Varianten von Konnektoren, die jeweils auf diese Anforderungen zugeschnitten sind. Prominente Beispiele für Konnektoren sind der Eclipse Dataspace Components (EDC), Prometheus-X, FIWARE sowie der TRUE Connector.

Um die Interoperabilität zwischen den verschiedenen Konnektor-Varianten zu gewährleisten und somit die Schaffung von Datensilos zu vermeiden, bedarf es einer Standardisierung. Einen solchen Standard hat die International Data Spaces Association (IDSA) mit dem Dataspaces Protocol geschaffen, dessen erste stabile Version Anfang 2024 veröffentlicht wurde  und nun in den Konnektoren adaptiert wird.

Neue Geschäftsmodelle entwickeln – das Beispiel Verkehrsdaten

Es gibt unzählige Anwendungsfälle für Datenräume. Im Zeitalter der vernetzten Mobilität sind Mobilitätsdaten ein anschauliches Beispiel. Der Mobility Data Space versteht sich beispielsweise als Data Sharing Community für Mobilitätsdaten. Durch den Austausch untereinander können die Teilnehmer neue Partnerschaften knüpfen und gemeinsam Ideen für datengestützte Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln. Daten aus verschiedenen Quellen, wie etwa Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst und Verkehrsdaten, werden zusammengeführt, ohne dass die Datenhoheit aufgegeben wird. Nutzer können auf Basis von Echtzeitdaten von Mobilitätsanbietern ihre Reiserouten mit den derzeit verfügbaren Transportmitteln planen. Abhängig von der Verfügbarkeit oder der Wetterlage schlägt eine App verschiedene Optionen vor, wie Züge, PKW von Carsharing-Anbietern oder sogar E-Scooter, um den Anwendern zu ermöglichen, möglichst effizient von A nach B zu gelangen.

Die Zukunft der Datenräume und die Rolle des EU Data Act

Mit der Einführung des EU Data Act erhält das Thema Datensouveränität und der Umgang mit Daten in Europa eine neue Dimension. Der Data Act zielt darauf ab, den Zugang zu und die Nutzung von Daten zu fördern, wodurch Unternehmen und Verbraucher die Möglichkeit erhalten, ihre Daten nach eigenen Bedingungen zu teilen und zu monetarisieren. Dies steht in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung von Datenräumen, da diese eine strukturierte Plattform bieten, um den Austausch von Daten zu erleichtern und dabei die Kontrolle der Datenanbieter zu respektieren.

Die Standardisierung und Interoperabilität von Datenraum-Technologien sind daher entscheidend, um ein funktionierendes Ökosystem zu schaffen, in dem verschiedene Datenräume nahtlos zusammenarbeiten können.  Die Schaffung klarer Richtlinien für die Datennutzung wird nicht nur das Vertrauen zwischen den Teilnehmern stärken, sondern auch Innovationen und neue Geschäftsmodelle anregen. In einem solchen Umfeld sind Datenräume mehr als nur Speicherorte für Informationen – sie werden zu dynamischen Marktplätzen, die den Austausch von Ideen und Ressourcen ermöglichen, um den Herausforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden. Letztendlich könnten die Fortschritte im Hinblick auf den EU Data Act und die Weiterentwicklung von Datenräumen entscheidend dafür sein, wie Unternehmen ihre Datenstrategien gestalten und welche neuen Möglichkeiten sich aus einer datengestützten Wirtschaft ergeben.

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